Helmpflicht – pro und kontra

Kaum etwas setzt bei Radfahrern so viele Emotionen frei wie das Stichwort Helmpflicht. Die Befürworter legen den Fokus auf die Sicherheit, die Gegner weisen auf negative Folgen einer gesetzlichen Regelung hin. Die Diskussion drängt dabei eine Sache in den Hintergrund: Es reicht, vor dem Losfahren nachzudenken und freiwillig einen Helm aufzusetzen.

Ein paar Argumente:

Pro …

Ist es Zeit für eine Helmpflicht? Wir meinen „Nein“.

Unstrittig ist, dass Helme die Folgen von Unfällen deutlich mildern. Experten sagen, dass sich rund 80 Prozent der schweren Hirnverletzungen beim Radfahren durch das Tragen eines Helms vermeiden lassen. Deshalb sprechen sich die Befürworter einer Helmpflicht, z. B. viele Unfallchirurgen, für eine gesetzliche Regelung ähnlich wie bei Zweiradfahrern aus.

Dass eine Helmpflicht zu weniger Kopfverletzungen führt, ist offensichtlich. Das belegen die Erfahrungen der Länder, die eine Helmpflicht eingeführt haben (z. B. Australien, eine Reihe von US-Staaten).

… und Kontra

Die Gegner sehen die Sache kritischer. Eine Helmpflicht führe dazu, dass viele Menschen ganz aufs Radfahren verzichten und stattdessen aufs Auto umsteigen. Das hätte gesundheits – und umweltpolitische Folgen, die niemand will. Eine amerikanische Untersuchung hat ergeben, dass durch die Helmpflicht zwar die Zahl der Unfälle zurückging, gleichzeitig aber deutlich weniger geradelt wurde.

Zudem würde eine Helmpflicht Strafen bei Nichtbefolgung nach sich ziehen. In der Praxis wäre das kaum durchzuführen. Besonders bei Kindern sind Strafen weder wünschenswert noch machbar.

Ein weiteres Argument gegen eine gesetzliche Regelung: Die Helmpflicht würde zu einer größeren Risikobereitschaft der Radfahrer führen, da sie ein falsches Gefühl von Sicherheit vermittelt.

Helmpflichtgegner setzen stattdessen auf Information und Aufklärung, eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, fahrradfreundlichere Verkehrsregelungen sowie mehr Rücksicht auf Radfahrer.

Die Position der Verkehrswacht

Die Deutsche Verkehrswacht setzt auf Aufklärung und wirbt offensiv für das Tragen eines Fahrradhelms. Eine Helmpflicht lehnt sie ab.

Helm tragen statt diskutieren

Eigentlich ist die Frage nach eine Helmpflicht müßig. Im eigenen Interesse sollte jeder einen Helm tragen, ob Klein oder Groß. In der Schweiz funktioniert es, dort tragen deutlich mehr Radfahrer einen Helm. Ganz ohne Helmpflicht.

Helmpflicht bei schulischen Veranstaltungen

Es ist unbedingt zu empfehlen, dass Kinder im Rahmen von schulischen Veranstaltungen beim Radfahren immer einen Helm tragen. In einigen Bundesländern schreiben Erlasse eine Helmpflicht vor. In anderen Ländern gibt es Empfehlungen.

Https://www. verkehrswacht-medien-service. de/grundschule/fahrradhelm/helmpflicht/

In welchen Ländern ist ein Fahrradhelm vorgeschrieben

Einer Radfahrerin wurde eine Mitschuld an einem Unfall gegeben, weil sie ohne Helm unterwegs war. Dementsprechend sollte sie weniger Schadenersatz erhalten. Der Bundesgerichtshof korrigiert nun diese Entscheidung.

Radfahrer haben bei unverschuldeten Unfällen auch dann Anspruch auf vollen Schadenersatz, wenn sie ohne Schutzhelm unterwegs waren. Das hat der Bundesgerichtshof (BGH) soeben entschieden.

Die Richter gaben einer Radfahrerin aus Schleswig-Holstein recht, die 2011 auf dem Weg zur Arbeit schwer am Kopf verletzt worden war. Eine Autofahrerin hatte am Straßenrand geparkt und vor der sich nähernden Radfahrerin die Tür geöffnet. Von der Autofahrerin und deren Versicherung verlangt die verunglückte Radfahrerin Schadenersatz.

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ADFC leht Helmpflicht ab

Das Oberlandesgericht Schleswig hatte der Physiotherapeutin im Jahr 2013 eine 20-prozentige Mitschuld angelastet, weil sie keinen Schutzhelm getragen hatte. Dementsprechend weniger Schadenersatz sollte sie erhalten.

Dieses Urteil hob der BGH nun auf und verwies unter anderem darauf, dass in Deutschland keine gesetzliche Helmpflicht für Radfahrer besteht. Das Urteil ist letztinstanzlich und muss deshalb nicht von Neuem verhandelt werden.

Der Fahrradfahrer-Verband ADFC hatte noch kurz vor der BGH-Entscheidung eine Diskussion darüber gefordert, wie Radfahren in Deutschland allgemein sicherer gemacht werden könne. Eine Helmpflicht lehnt der Verband ab. „Dass man mit dem Kopf aufs Pflaster knallt, verhindert auch kein Helm“, sagte ADFC-Geschäftsführer Burkhard Stork im Radiosender HR-Info.

Helmpflicht in anderen Ländern Europas

In anderen Ländern Europas sind Fahrradhelme durchaus vorgeschrieben, wenn auch meist nur situativ oder altersabhängig. Während Finnland als einziges Land generell einen Schutzhelm beim Radeln vorschreibt, müssen Radfahrer in der Slowakei und in Spanien außerhalb geschlossener Ortschaften einen Helm tragen. In Spanien darf der Kopfschutz auf langen Steigungen oder bei hohen Temperaturen aber abgesetzt werden.

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In Litauen und Tschechien besteht für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren eine generelle Helmpflicht, in Estland und Kroatien für unter 16-Jährige. In Island, Schweden, der Slowakei und Slowenien müssen alle Radfahrer unter 15 Jahren einen Helm tragen. Österreich schreibt den Fahrradhelm für Kinder unter 12 Jahren vor.

Einige Staaten bestehen bei Dunkelheit oder schlechten Sichtverhältnissen darauf, dass Radler eine Warnweste oder reflektierende Kleidung tragen. Dazu zählen Estland, Frankreich, Italien, Litauen, Malta, die Slowakei, Spanien und Ungarn.

Laut Auto Club Europa (ACE) verzichten die meisten Länder darauf, Verstöße gegen die Fahrradhelm-Pflicht zu ahnden. Bußgelder werden in Kroatien (40 Euro), Schweden (rund 55 Euro) und Spanien (90 Euro) erhoben.

Https://www. sueddeutsche. de/auto/bgh-urteil-zum-radfahren-ohne-helm-voller-anspruch-auf-schadenersatz-auch-ohne-fahrradhelm-1.2004283

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