Radeln gegen den Wind – Der Ostseeküsten-Radweg

Strand und Ostsee auf der einen Seite, Felder, Wälder und Wiesen auf der anderen Seite und immer wieder die Backsteinbauten und schmucken Giebel der Hansestädte: Hallo, Ostseeküsten-Radweg. Über gut 1100 Kilometer führt er vom Norden Schleswig-Holsteins bis zur deutsch-polnischen Grenze auf Usedom.

Der Ostseeküsten-Radweg im Profil

Es kann schon mal ein bisschen hügelig werden, aber von ständigem Bergauf-bergab sind wir weit entfernt. Nicht umsonst liegt der Ostseeküsten-Radweg auf Platz eins bei der Wahl zur Genusstour 2021 des Bike & Travel Magazins. Denn genießen kann man die Tour durch abwechslungsreiche Landschaften und entlang der Ostsee, auch wenn man noch nicht ultraviel Bikepacking-Erfahrung gesammelt hat oder gerade erst dabei ist, Ausdauer aufzubauen.

Die Strecken sind größtenteils gut ausgebaut und ausgeschildert. Ein paar Schotterabschnitte gibt es aber, die das Bike aushalten muss. Auch eine Karte deines Streckenabschnitts und eine gute GPS-Handy-App oder ein GPS-Gerät samt Tourdaten sind empfehlenswert.

Etappe um Etappe

So einsam wie die beiden Bundesländer an der deutschen Ostseeküste sein können, bieten sie doch jede Menge Möglichkeiten, sich die Etappen individuell zurechtzulegen und so die Radreise an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Die gesamten 1100 Kilometer beim ersten Mal zu fahren, ist für Anfänger eher nicht zu empfehlen, aber es gibt wunderschöne Teilstrecken, zum Beispiel von Flensburg nach Kiel oder Lübeck, von Lübeck nach Stralsund oder eine „Drei-Insel-Tour“: Rügen, Hiddensee und Usedom.

Wer keine Lust auf Zelten hat (solche Menschen soll es ja geben), der kann einfach in Pensionen oder Hotels entlang des Weges übernachten. Auch Tagestouren bieten sich an, zumal der Rückweg meist einfach per Bahn gestaltet werden kann.

Tipp zur Anreise:

Apropos Bahn: Startet und endet man in einer der größeren Städte, kann man superbequem mit der Bahn an – und abreisen oder aber zum Ausgangspunkt zurückkehren. Denkt nur dran, ein Ticket für euer Rad zu lösen 😉 Ab Berlin bietet sich das sogenannte Stadt-Land-Meer Ticket an: hin und zurück zwischen Wismar/Rostock/Stralsund und Berlin für 38,50 €. Hamburg lässt sich mit dem Mecklenburg-Vorpommern-Ticket erreichen und für alle die Zeit und Spaß am Bahnfahren haben, kommt vielleicht das Quer-durchs-Land-Ticket in Frage.

Flensburg bis Lübeck-Travemünde (430 Kilometer)

Der erste Abschnitt des Radwegs führt durch eiszeitlich geprägte Landschaft. Strecken entlang der Ostsee, aber auch durch die Hügel der Flensburger und Kieler Förde sorgen schon auf den ersten Kilometern dafür, dass man gedanklich runterfährt und Reise oder Radtour wirklich genießt.

Wer Lust hat, kann nach dem Stück entlang der Kieler Bucht eine Runde auf der Insel Fehmarn drehen. Danach geht es durch bekannte Orte an der Ostseeküste wie Schabeutz oder Timmendorfer Strand immer weiter entlang der Lübecker Bucht nach Süden bis Travemünde. Offiziell führt der Ostsee-Radweg nicht durch die Hansestadt Lübeck, aber ganz ehrlich: Diesen Abstecher sollte man sich nicht entgehen lassen.

    Die Küstenstädte Flensburg und Kiel Die Geltinger Birk mit ihrer einzigartigen Natur, den Hochlandrindern und Wildpferden Wer ein Kontrastprogramm braucht: der Hansapark, Deutschlands einziger Freizeitpark am Meer, ist nur einen winzigen Umweg vom Radweg entfernt. Immer wieder Strand und Meer genießen

Lübeck-Travemünde bis Stralsund (265 Kilometer)

In Mecklenburg dauert es eine Weile, ehe man die ersten bekannteren Orte wie das Ostseebad Boltenhagen erreicht. Die Strände des so genannten Klützer Winkels sind meistens recht einsam, sodass ruhigen Mittagspausen an der Ostsee nix entgegensteht.

Dieser Teil der Route führt außerdem durch viele der teilweise als UNESCO-Welterbe ausgezeichneten Hansestädte Mecklenburg-Vorpommerns. Schon beim Durch-Radeln fallen die mächtigen gotischen Backsteinkirchen auf. Wer gar nicht genug davon bekommen kann, der lenkt seine Radtour auf die Spuren der Backsteingotik. Der Themenweg folgt der gleichen Richtung wie der EuroVelo 10, legt den Fokus aber auf die zahlreichen architektonischen Meisterwerke.

Neben den Hansestädten finden sich auch kleinere Städte und hübsche Dörfer entlang der Route, darunter das Ostseebad Rerik, Graal Müritz und die „weiße Stadt am Meer“ Heiligendamm. Behaltet einfach eure Karte im Auge, oft lohnt sich ein Mini-Abstecher.

    UNESCO-Welterbe Städte Wismar und Stralsund, Hansestädte Rostock-Warnemünde und Greifswald Die Insel Poel nahe Wismar bietet Abstand und Ruhe gepaart mit schönster Landschaft Doberaner Münster, Künstlersiedlung Schwaan bei Rostock, Warnemünder Leuchtturm und Künstlerdorf Ahrenshoop (Fischland Darß-Zingst) Steilküsten, Sandstrände und Großsteingräber

Rügen bis Usedom (310 Kilometer)

Von Stralsund aus (Liebe Bierfans, hier lohnt sich ein Zwischenstopp in der Störtebeker-Brauerei) geht es mit der Fähre von Stahlbrode aus oder über den alten Rügendamm hinüber auf die Insel. Allein der Rundkurs auf der Insel Rügen ist um die 200 Kilometer lang. Um die größte Insel Deutschlands per Rad zu entdecken, sollte man sich also mehrere Etappen Zeit nehmen, zumal es zwischen Altefähr und Kap Arkona jede Menge zu entdecken gibt.

Wieder auf dem Festland geht es über die Universitätsstadt Greifswald Richtung Usedom. Mit den Kaiserbädern Heringsdorf, Ahlbeck und Bansin endet die Tour zumindest in Deutschland. Der Weg geht weiter entlang der polnischen Ostsee. Wer also noch nicht genug hat, der fährt einfach weiter.

    Die autofreie Insel Hiddensee (plane am besten einen ganzen Tag ein, die Insel verzaubert) Jasmunder Bodden, Königsstuhl und Steilküste Geschichtliches gibt es beim ehemaligen KdF-Bad Prora zu erfahren Usedom als Ganzes, der perfekte Ort, um noch ein-zwei Tage auszuspannen

Tipps zur Planung

Um die Radreise zu genießen, solltest du dich gerade als Anfänger nicht übernehmen. Die gesamten 1100 Kilometer durchzuziehen ist weder notwendig noch sinnvoll, zumal sich der Ostseeküsten-Radweg ja wirklich gut in individuelle Etappen teilen lässt. Am besten gehst du in der Planung deiner Strecke von der Zeit, die dir zur Verfügung steht und der Kilomterzahl, die du schaffen willst und kannst, aus. Für Anfänger empfiehlt sich ein Tagespensum von um die 50 Kilometer, je nachdem wie deine Grundfitness ausschaut.

Dann suchst du dir einen Startpunkt und losgeht das Planen. Denk dran, dass du auch eventuelle Abstecher und Umwege in die Region einplanst. Vielleicht willst du auch in einer der Städte einen Zwischenstopp einlegen, eine Runde durch das Museum drehen, die Kirche oder den Zoo besuchen oder einfach bummeln gehen oder am Strand an der Ostsee faulenzen.

Da der Ostseeküsten-Radweg zur EuroVelo-Route 10 gehört, kannst du die Radtour, wie schon erwähnt, problemlos in die Nachbarländer, also nach Polen oder Dänemark ausdehnen, sofern es die Gegebenheiten erlauben.

Übrigens ist es ratsam, die Strecke tendenziell eher von West nach Ost zu planen. So hast du zumindest eine kleine Chance, den allgegenwärtigen Wind nicht ständig von vorn zu haben. Wo wir schon bei Wind sind: Das Wetter kann an der Küste sehr wechselhaft sein. Also neben Windbreaker und Sonnencreme gehört definitiv (wie immer) eine Regenjacke ins Gepäck. Auch über einen zusätzlichen, isolierenden Layer (eine Fleecejacke oder dünne Daunenjacke) solltest du nachdenken. Gerade abends im Camp sorgt der Wind für rasche Ab – und Auskühlung.

Und für wen ist der Ostseeküsten-Radweg geeignet?

Ganz ehrlich? Auf dieser Tour kommt wirklich jeder auf seine Kosten. Es gibt einsame, ruhige Abschnitte mitten in der Natur, wo maximal ein kleines Dorf am Wegesrand liegt. Strandliebhaber können ihre Pausen direkt im warmen Sand verbringen und kurz vor der Weiterfahrt noch eine Runde ins kühle Nass hüpfen. Und Kulturliebhaber finden mehr als genug Inspiration und Ausflugsmöglichkeiten in der Region und vor allem in Städten wie Lübeck, Wismar, Stralsund und vielen weiteren.

Bikepacking-Einsteiger, die zum ersten Mal für eine längere Zeit unterwegs sein wollen, können sich auf eine entspannte Route freuen, die sie trotz der eventuell neuen Belastung vollauf genießen können. Ähnliches gilt für Familien: Wenn ihr mit euren Kids im Sommer mit den Rädern unterwegs sein wollt, dann ist der Radweg entlang der Ostseeküste eine super Wahl, die alles vereint, was man sich für einen Sommerurlaub wünschen kann: Strand, Wasser, Kultur und jede Menge Spaß, Aktivität und Draußen-Sein.

Weitere Informationen:

Offizielle Website zurm Radweg (im Aufbau, aber schon jetzt finden sich hilfreiche Tipps und Infos)

Bodensee-Radweg

Die Tour rund um den Bodensee gehört zu den beliebtesten Radwegstrecken Europas. Sie führt auf rund 260 Kilometern durch Deutschland, Österreich und die Schweiz und mitten hinein in deren kulturelle Eigenheiten und typische Kulturlandschaften. Ob heimelige Landgasthöfe, erstklassige Hotellerie, urige Beizen, Gourmetrestaurants, Strandbäder, Bodensee-Thermen, Tier – und Freizeitparks, Klettergärten und Museen – hier gibt es alles, was das Herz begehrt. Ein kleiner Abstecher in das Fürstentum Liechtenstein, entlang einer malerischen 64 kilometerlangen Route am Rhein vorbei, ist empfehlenswert.

Tourenvorschlag

    Schwierigkeit: Mittel Streckenlänge: 260 km, bis zu 8 Etappen Aufstieg: 413 hm Abstieg: 407 hm Höchster Punkt: 555 m Niedrigster Punkt: 394 m Rundtour

Für die komplette Fahrtstrecke von gut 260 Kilometern empfehlen sich zwischen vier und sieben Etappen. Die Strecke ist sowohl für Einsteiger als auch Familien sehr gut zu radeln, meist eben verlaufend und ausgezeichnet ausgebaut. Besonders empfehlenswert ist die Radtour im Frühling und Herbst.

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