Radtour von Landsberg am Lech nach Mittenwald

Diese 2-3 Tagestour startet im Allgäu, folgt zunächst dem Lech bis es über Füssen und Ehrwald nach Mittenwald geht.

Die Tour führt zunächst dem D9-Radweg (Romatische Straße) und folgt knapp hinter Hohenschwangau der VIA Claudia Augusta. Das Stück zwischen Hohenschwangau bis Unterletzen geht auf unbefestigten Wegen. Diese waren mit dem Trekkingrad zwar grundsätzlich gut fahrbar, ggf. möchte man hier aber den ausgeschilderten Radwegen folgen.

Der Anstieg ab Ehrwald zur Ehrwalder Alm hat es mächtig in sich, kann aber mit der Seilbahn umgangen werden. Allerdings ist auch das erste Stück entlang des Gaistals eher schwierig zu fahren und setzt einiges an Technik sowie ein halbwegs geländetaugliches Fahrrad voraus. Die Landschaft des Gaistals entschädigt aber für die Mühen.

Der Lech bei Landsberg Durch das Allgäu geht es in Richtung Alpen Ausblick von der Hochfeldern Alm Der Lech bei Landsberg

GPS-Track

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Mit dem Rad nach Malawi: „Die Begegnungen bewegen uns“

Vor gut sieben Wochen sind vier junge Männer aus Kiel zu einer ungewöhnlichen Fahrradtour nach Malawi aufgebrochen. Seitdem haben sie 13 Landesgrenzen passiert und mehr als 3.500 Kilometer hinter sich. Sie wollen damit Spenden sammeln.

Unter dem Motto „Open Eyes“ – also offene Augen – sind Nils Tolle, Lennard Basenau, Ravn Haid und Philipp Düring unterwegs. Ihr Ziel: Zalewa in Malawi (Südostafrika). Dort wollen sie sich den Campus des Bildungsprojekts „Face“ anschauen und unter anderem dafür während der Tour Spenden sammeln. In den sozialen Netzwerken teilen sie Fotos und Erlebnisse ihrer Reise, machen so auf ihre Spendenziele aufmerksam. Dazu zählen auch die Stiftung Klimawald aus Schleswig-Holstein und Mare Liberum, eine Menschenrechtsorganisation. Nach gut 3.500 Kilometern sind die vier gerade am Zwischenziel Istanbul angekommen. „Wir haben jeden Tag neue, interessante Menschen kennengelernt“, erzählt Lennart Basenau nach einer Reise quer durch Europa. NDR. de hat mit ihm gesprochen.

Ravn Haid, Philipp Düring, Nils Tolle und Lennard Basenau (rechts) bei einem Zwischenstopp in der Altstadt von Dubrovnik, Kroatien.

Tatsächlich wollten wir am 2. Dezember da sein. Wir hatten deshalb überlegt, noch einen kleinen Abstecher ans Schwarze Meer zu machen, aber einen Tag mehr in Istanbul können wir gut gebrauchen. Wir müssen uns um unsere Räder kümmern und auch unsere Social-Media-Kampagne bedarf ein bisschen mehr Pflege. Da nutzen wir jetzt die Zeit für Interviews mit den Projekten.

Genau, das ist das „Face“-Bildungsprojekt. Nils hatte da mal ein Jahr lang gearbeitet und an einer Schule gebaut. Der freut sich jetzt schon riesig, bald wieder dort zu sein. Die sind auch weiter in gutem Kontakt geblieben, deshalb wollten wir auch unbedingt für das Projekt Spenden sammeln. Die sollen dann in den Bau von einem neuen Klassenraum fließen.

(lacht) Das war quasi Ausschlussprinzip. Zu Fuß wäre so eine Route viel zu lang gewesen. Mit dem Auto oder Nahverkehr wäre das zwar auch gegangen, aber mit dem Rad kommt man auch an Orte, wo man sonst nicht hinkommen würde. Und wir haben gemerkt: Das ist die perfekte Reisegeschwindigkeit, mit 20 km/h sieht man viel mehr. Und wenn wir hier so durch die Gegend fahren, werden wir ganz anders wahrgenommen, man kommt leichter an die Menschen vor Ort ran.

: Eigentlich können wir echt aus jedem Land etwas berichten, aber ein Abend in Mazedonien wird uns wohl sehr gut in Erinnerung bleiben. Da sind wir zufällig auf einem Weingut gelandet und der Besitzer hatte Freunde eingeladen. Da wurden wir dann zu Essen und Raki eingeladen und die haben mazedonische Lieder gespielt und gesungen. Das war schon toll!

„Open Eyes“: Mit dem Fahrrad von Kiel nach Malawi

Als wir in Kiel losgefahren sind, sind ganz viele noch ein paar Kilometer mitgefahren und haben uns verabschiedet. Deshalb waren wir am Anfang richtig euphorisch. Wir haben uns von den Kilometern her dann langsam gesteigert, aber nicht bewusst, da haben wir halt Routine bekommen. Bereut haben wir das auf jeden Fall nicht. Durch so viel Unterstützung fühlt man sich auch sehr gut und das gute Wetter trägt auf jeden Fall auch dazu bei.

Ja, da sind wir morgens aufgewacht und die Zelthülle war gefroren. Wir sind dann nicht mal angehalten, um zu frühstücken, weil wir uns nirgends hinsetzen wollten, so kalt war das. Aber das waren immer nur die ersten Stunden, dann ging’s. Das ist auch das Schwierigste, morgens aufzustehen. Man wacht dann im Dunkeln auf, damit wir loskommen, sobald es hell ist. Und wenn’s dann kalt ist und regnet… ist das schwierig. Wenn man in seinem warmen Schlafsack liegt, ist alles außerhalb nicht so schön.

Auf jeden Fall die Stunden auf dem Rad! Wenn das Wetter dann wieder gut ist und man durch relativ verlassene ehemalige Tourispots fährt, da einen Mandarinenbaum findet und was pflücken kann. Und die Begegnungen, die wir hatten, sind auf jeden Fall sehr eindrücklich, die bewegen uns auch irgendwie.

Wir mussten uns vorab viel kaufen, wir haben alle neue Fahrräder zum Beispiel, bzw. gebrauchte. Schlafsack, Zelte, Kocher… aber unterwegs geben wir jetzt weniger aus als zuhause. Allein schon, weil die Miete wegfällt. Wir haben alle unsere Zimmer untervermietet oder gekündigt. Und ansonsten durch Erspartes, Bafög, und ich hab sozusagen vorgearbeitet.

Weil wir unbedingt das Projekt in Malawi besuchen wollen, fliegen wir jetzt nach Tansania. Eigentlich wollten wir Flüge vermeiden wegen unserer Klimabilanz. Aber im Laufe der Planung hat sich die Lage in Äthiopien so verschlechtert, da können wir nicht langfahren. Und Fähren fahren im Moment auch nicht wegen Corona. Wenn wir dann von Tansania direkt nach Malawi fahren, sind das noch mal etwa 1.500 bis 2.000 Kilometer. Wir haben aber noch Zeit und das Radfahren macht Spaß, also machen wir vielleicht noch einen Umweg.

Wir hatten als Summe einfach mal 50.000 Euro angeben und wussten nicht, ob’s zu optimistisch oder zu wenig ist. Bisher haben wir knapp 4.000 Euro gesammelt, da ist noch Luft nach oben – aber vielleicht wird’s auch mehr, wenn wir dann in Afrika sind und berichten. Und auch wenn wir wieder zurück sind, wollen wir weiter Spenden sammeln für alle drei Projekte.

Die große Frankreich-Radtour war schon vor 30 Jahren ein Klassiker. Inzwischen sind die Radwege besser.

Es war im Jahr 1982. Wir hatten gerade Abi gemacht. Viel Zeit, wenig Geld, aber Lust auf die große Freiheit. Zwei frankophile Mädchen, ein sportlicher Junge: Noch mal gemeinsam Urlaub machen, bevor sich die Wege trennen. Der Plan: Mit Rad und Zelt von zuhause losradeln bis ans Mittelmeer. Der Blick auf die Karte zeigte: Zwischen Süddeutschland und Südfrankreich liegen die Alpen. Aber wer sucht, findet auch immer eine schonende Variante: Wenn man dem Wasser folgt, kommt man an Rhein, Doubs, Loue, Ain und Rhône entlang weitgehend steigungsfrei vom Süddeutschen ins Südfranzösische.

1000 Kilometer in zehn Tagen. Unterwegs gab es Baguette aus der Dorf-Boulangerie, große Kanten Jura-Käse vom Bauern und den ganz billigen Vin rouge aus dem Supermarkt. Im Jura versagte die 10-Gang-Schaltung am Rennrad, so dass es mit Singlespeed weiter gen Süden ging – was waren wir damals noch unkompliziert, spontan und leidensfähig.

30 Jahre später: Der Lebensgefährte hält die Geschichte schlicht für Angeberei. 1000 Kilometer in zehn Tagen? Eher unwahrscheinlich, meint er und schlägt die Probe aufs Exempel vor. Wir machen das Ganze noch mal: eine franko­phile Frau, ein sportlicher Mann und ein sehr entspannter 15-Jähriger. Der Ausgangspunkt: Speyer in der Pfalz. Die Route: immer der Nase Richtung Süden. Schon kurz nachdem wir Speyer verlassen haben, weichen wir vom großen Plan ab. Der Rheinradweg ist zwar wunderbar ausgebaut, führt aber durch weitgehend langweilige Landschaft. Immer auf dem Deich lang? Das würde uns zwar den 100 Tageskilometern näher bringen, aber das direkte Erlebnis ist wichtiger, als nur Strecke zu machen.

Bergtraining in Vogesen und Elsass

Verführerisch liegen die Nordvogesen im Westen und locken uns von der optimalen Fahrlinie weg. Schon bald wird die Landschaft hügelig und das Radeln anstrengend. Wieder viel zu viel eingepackt fürs einfache Leben. Vor 30 Jahren hatte ich sicher nicht drei Paar Schuhe dabei. Die vielen Kilos in den Packtaschen sind vor allem abends ein Fluch, wenn es ermattet zum Endspurt Richtung Campingplatz geht. Der befindet sich in Frankreich gerne am höchsten Punkt der Gemeinde. In Niederbronn-Les-Bains geht es mit 16-prozentiger Steigung hinauf auf den Berg, wo der Campingplatz ausgesprochen idyllisch am Waldrand liegt. Dumm nur, dass wir den Einkauf vergessen haben und vor dem Abendessen wieder hinunter müssen in den kleinen Kurort.

Man könnte natürlich einen ganzen Fahrradurlaub in den Vogesen verbringen. Aber wir wollen ja Richtung Mittelmeer. Und nach viel orientierungsintensivem Bergfahren in heftiger Sommerhitze freuen wir uns auf flachere Strecken am Rhein-Rhône-Kanal entlang. Nach einem Zwischenstopp in Selestat und einem Erholungstag im stilechten Hotel des Museumsdorfs „Eco-Musée d’Alsace“ stoßen wir endlich auf den historischen Kanal, der Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals die europäische Wasserscheide überbrückte und eine schiffbare Verbindung zwischen Nordsee und Mittelmeer herstellte. Inzwischen hat er eine ähnliche küstenverbindende Funktion für Radfahrer: Der europäische Fernradweg E6, der am Kanal entlang führt, startet am Atlantik und zieht sich quer durch Europa von Loire über Donau bis ans Schwarze Meer. Breite, frisch geteerte Wege, eine tipptopp Wegweisung und endlich auch mal Rückenwind machen es möglich: Auf dieser Etappe knacken wir die 100 Tageskilometer und kommen auf dem Weg gen Mittelmeer ein großes Stück voran. Die meisten Radfahrer scheinen allerdings Richtung Schwarzes Meer zu radeln. Der Strom der entgegenkommenden Radtouristen reißt nicht ab. Deutsche Radfahrer erkennt man an den wasserdichten Packtaschen, Franzosen sind knapp bekleidet auf dem Rennrad unterwegs, Niederländer transportieren gern den Hund im Anhänger. Alle nehmen sich die Zeit, freundlich zu grüßen. Die meisten sehen so aus, als hätte man ihnen hier vor 30 Jahren auch schon begegnen können. Aber der Mangel an Radwegen und der Zwang zur individuellen Routenwahl hat damals verhindert, dass man viele andere Radler traf.

Die Landschaft ändert sich täglich. Tief in den Jura-Kalk eingegraben windet sich der Doubs in großen Schleifen mal nach Osten, mal nach Westen. Der schöne Radweg bleibt meist im Tal und führt durch grüne Wiesen wechselnd am Fluss oder am Kanal entlang. Immer wieder kommt ein hübsches Städtchen, in dem man einen Sirup trinken oder einkaufen kann. Langsam setzt der Meditationsfaktor ein. Die Gedanken schalten auf Autopilot: So könnte man ewig weiterradeln. Der entspannte 15-Jährige schlägt vor, auf dem E6 zu bleiben und statt Mittelmeer einfach den Atlantik anzusteuern. Spektakuläre Landschaften im Jura oder die schönen Städte des Doubs-Tals entlocken ihm nur wenig Begeisterung. Der sportliche Mann dagegen kann vor lauter Vorfreude auf mehr Berge die Beine kaum stillhalten. Außerdem soll es ja die gleiche Strecke sein wie vor 30 Jahren. Also überstimmen wir den Sohn wie immer demokratisch 2:1 und biegen kurz vor Besançon nach Osten Richtung Loue – und Ain-Tal ab.

Vom Doubs zum Ain

Das Bergtraining im Elsass zahlt sich aus. Hier, mitten im französischen Jura, geht es den lieben langen Tag heftig bergauf und bergab. Am Ende des Tages haben wir nicht selten über 1000 Höhenmeter in den Beinen. Die Frage, wie wir das vor 30 Jahren ohne Gangschaltung geschafft haben sollen, ist nicht ganz unberechtigt. Belohnt wird die Anstrengung durch spektakuläre Ausblicke. Der mehrstöckige Eisenbahn-Viadukt Cize-Bolozon spannt sich übers enge Ain-Tal, wenig später schauen wir auf den tief unter uns liegenden grünblauen Ain-Stausee.

Nach zehn Tagen ist klar: Bis zum Mittelmeer werden wir es nicht schaffen. Aber rhôneaufwärts bis zum Genfer See – das könnte klappen. Wieder überrascht uns Frankreich mit neuer Fahrradinfrastruktur. Autobahnartig führt ein bis Genf beschilderter zweispuriger Radweg an dem breit dahindümpelnden Strom lang – um wenige Kilometer weiter schamlos auf einer stark befahrenen Landstraße zu enden. Aber je näher wir der Schweizer Grenze kommen, umso besser sind die verschiedenen Stadien des Radwegeausbaus zu erkennen. „Vom Genfer See ans Mittelmeer“ heißt die Radroute, auf der wir uns nun – wieder einmal gegen den Strom – Richtung Norden orientieren.

Schließlich waren es 1000 Kilometer in 15 Tagen. Es gab Baguette aus der Dorf-Boulangerie, wunderbaren Jura-Käse vom Bauern, Milchkaffees, Sirups und Oranginas in den Bistros am Weg. Alle paar Tage tauschten wir das Zelt gegen ein schönes Hotelzimmer und das Essen vom Campingkocher gegen ein köstliches 4-Gänge-Menü in einem gemütlichen, typisch französischen Landgasthof. Die „Tour de France“ bleibt ein Klassiker, den man immer wieder und mit jedem Budget wiederholen kann.

Zwei Velos, zwei Dudes, 7000 km und ein Spendenprojekt

Max und Paul, zwei 28-jährige Berliner, haben einen gemeinsamen Traum: von Berlin nach Teheran reisen. Und zwar mit dem Fahrrad. SPIESSER-Autorin Sarah hat die beiden bei einem Festival im Juli kennengelernt und fand die Idee, damit ein Spendenprojekt zu unterstützen so klasse, dass sie die beiden VeloDudes – so nennen sie sich selbst – mit Fragen löchern musste.

Zwei Jungs wollen einen Biketrip über 7000 Kilometer damit verbinden, Spenden für einen Trinkwasserbrunnen in Äthiopien zu sammeln. Coole Sache! Beide kennen sich schon seit der ersten Klasse und haben auch schon einige gemeinsame Fahrradtouren auf dem Buckel, mal an die Ostsee oder sogar bis nach Prag. Diese Reise jetzt ist da schon ein anderes Kaliber und definitiv ihr bisher größtes Abenteuer: mit dem Rad quer durch Europa, durch Halb-Asien, bis in den Iran.

Wie kommt man darauf? „Ich wollte schon immer eine lange Radtour machen und hatte einen Couchsurfer aus Teheran bei mir zu Gast. Er erzählte mir, wie gegensätzlich das Land ist – tolle Landschaften, extrem freundliche Menschen aber gleichzeitig viel Armut und ein knallhartes Regime, dem Menschen – und Frauenrechte egal sind. Das klang wahnsinnig spannend und ich erzählte Max davon“, schildert Paul die Geburtsstunde der Idee zum Trip und ergänzt: „Max meinte dann: „Wenn du Bock darauf hast, dann komme ich mit.“ Und los ging’s – mit der Vorbereitung und Planung.

Radeln für einen guten Zweck

Am 5. August gings dann pünktlich los mit ihrem Trip. Startpunkt: Berlin. Vorher haben die beiden rund ein Jahr lang, neben ihren Vollzeitjobs, noch zusätzlich gearbeitet, sparsam gelebt und gespart, wo es nur ging. Am Ende mussten beide ihre Jobs kündigen, da eine Auszeit oder ein Sabbatjahr so nicht möglich war. Was danach kommt, wenn beide am Ziel sind und zurück nach Deutschland reisen werden, ist noch unklar. Geplant ist, in viereinhalb Monaten – also bis Weihnachten, in Teheran anzukommen. Dazwischen radeln sie u. a. durch Österreich, Kroatien und Griechenland. Die ganze Route findet ihr hier. Jetzt gerade (Stand 18.10.2019) haben sie eine Woche in Istanbul verbracht und wollen sich jetzt wieder auf Kurs bewegen.

Das alles tun sie aber nicht zum Reinen vergnügen. Ihre Radreise hat auch noch einen tieferen Sinn: Die beiden sammeln Spenden für einen Trinkwasserbrunnen in Äthiopien. „Auf anderen Instagram-Kanälen und auf YouTube haben wir mitbekommen, wie andere Reisende so ein Projekt nutzen, um Spenden zu sammeln. So sind wir auf die Idee gekommen uns für etwas einzusetzen, das uns wichtig ist. Im Zielland Iran haben wir leider nichts Passendes gefunden,“ erklären mir die beiden.

Das Spendenprojekt sehen sie als zusätzlichen Ansporn, die lange Reise nicht vorzeitig abzubrechen, auch wenn sie an ihre Grenzen kommen sollten. Im Vorfeld informierten sich die Berliner über verschiedene Hilfsorganisationen und entschieden sich für „Viva con Agua“. „Wir werden auf der Reise jeden Tag zwei, drei Mal Leute fragen müssen, ob sie uns Wasser für unsere Flaschen geben. und Viva con Agua ist ein Verein, mit dem wir uns gut identifizieren können,“ erklärt Paul. Um den Brunnen zu finanzieren, werden 10.000 Euro an Spendengeldern benötigt. Das ist eine große Summe, doch die beiden lassen sich davon nicht einschüchtern. „Wenn wir es nicht ganz schaffen, haben wir immerhin einen Teil zu einem neuen Brunnen beigetragen. Der Grundgedanke dabei ist, dass wir durch kleine Spenden von Privatleuten und Unternehmen Geld für das Projekt sammeln“, erzählt Max.

Ein weiterer, wichtiger Grund weshalb sich die beiden für Viva con Agua als Partnerorganisation entschieden haben, ist die Transparenz. Das gespendete Geld wandert direkt auf die Konten der Spendenplattform „Betterplace“ und geht nach der Auflösung direkt an „Viva con Agua“. So kommen die beiden nie in direkten Kontakt mit dem Geld und können nur entscheiden, wann das Spendenprojekt beendet wird. „Das Geld wird direkt auf der Plattform gesammelt und wir können es dann manuell auslösen. Dabei geht es nur an die Organisation, die wir vorher ausgewählt haben. Also keine Chance für uns, oder jemanden anderen, sich selbst etwas in die eigene Tasche zu stecken,“ erklären die beiden nochmal wie sie sicherstellen, dass das Geld da ankommt, wo es hinsoll.

Ihre ganze Tour über halten sie euch auf dem Laufenden. Jetzt haben sie in 60 Tagen schon 3500 Kilometer zurückgelegt – Halbzeit. Auf Instagram feiern sie diesen Erfolg mit einem lächelnden Selfie mit der Unterschrift „we´ve arrived in Istanbul“. Was die beiden in der Hauptstadt der Türkei erlebt haben und warum der Friseurbesuch dort ihr Highlight war, erzählen sie in ihrem Podcast „Velocast“ ausführlich. Hier sprechen die beiden aber auch zum Thema Fahrräder und Equipment und natürlich über das Spendenprojekt.

Wir sind gespannt was die Reise für die beiden noch mit sich bringt und wünschen ihnen weiterhin viel Erfolg!

Ihr wollt das Engagement der VeloDudes unterstützen?

Ihr habt auch Lust, das Engagement von Max und Paul zu unterstützen und etwas für den Trinkwasserbrunnen in Äthopien zu spenden? Hier habt ihr die Möglichkeit dazu.

Über Radelmädchen

Das Radelmädchen ist eine waschechte Berlinerin. Neugierig, frech, etwas ironisch, ein wenig unentschlossen, häufig lachend und auch mal ernst. Sie befindet sich bevorzugt in Begleitung ihrer großen Liebe, dem Fahrrad – ob auf Reisen, in der heimischen Flora und Fauna oder in Gedanken.

Radtour durch den National Park Donau-Auen

Unser Elternzeit-Urlaub hat uns Mitte August als erstes Reiseziel mit dem Wohnmobil in das geführt. Wir waren ja bereits in Wien und daher hatten wir auch absolut keinen „Touristen-Anschau-Druck“ ? und haben uns zusammen mit Klein Henry durch die Innenstadt und den Prater treiben lassen, haben Bosna (die Beste gibt es am Stand mit dem grünen Hasen unweit der Oper) gegessen, sind über den Naschmarkt geschlendert und haben ein Cocktail in der Strandbar Herrmann genossen. Ich werde euch am Ende des Beitrages verschiedene Infos zum Aufenthalt in Wien verlinken und möchte euch jetzt aber zu einem Ausflug vor die Tore Wiens mitnehmen.

Wir hatten nämlich unsere Basis auf dem im Osten Wiens nicht nur deswegen gewählt, weil die Station der U2 nur 10 Minuten zu Fuß entfernt ist, sondern auch, weil man von dort aus einen Ausflug in den National Park Donau-Auen mit dem Fahrrad unternehmen kann.

Der junge wurde erst 1996 gegründet und schützt auf 9600 Hektar Fläche die letzte große Flussauenlandschaft Mitteleuropas. Dabei passt es wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, dass er mit dem Slogan „Freier Fluss – Wilder Wald“ wirbt, denn der geschäftige Großraum Wien ist hier nach wenigen Metern mit dem Rad hinein in den Dschungel gaaanz schnell, ganz weit weg ? .

Wir haben mit dem Fahrrad lediglich den Teil des National Parks, der sich von Wien aus bis in den kleinen Weiler Schönau erstreckt, erkundet (einfache Wegstrecke ca. 18 km). Der gesamte National Park, dessen Verwaltung sich in Orth an der Donau befindet, erstreckt sich nämlich bis an die Grenze der Slowakei bzw. nach Bratislava und das wäre doch ein wenig zu weit für eine entspannte Familien-Radtour gewesen ? .

Die sehr gut ausgeschilderten Wege sind allesamt geschottert oder geteert und lassen sich auch super mit dem Fahrradanhänger befahren. Zuerst sind wir also nach Schönau entlang der Neuen Donau, also ganz klassisch auf dem Donauradweg, gefahren. Dabei kommt man durch den Ölhafen in Lobau, wo wir einem der Tankschiffe beim Wenden zugesehen haben. Die Neue Donau heißt der künstlich geschaffene Nebenarm der Donau bei Wien, der durch die 21 Kilometer lange Donauinsel getrennt verläuft und als Entlastungsgewässer für den Hochwasserschutz gebaut wurde.

Ich finde es immer im voraus schwierig zu sagen, wie es auf einer unbekannten Radelstrecke mit Einkehr und Verpflegung ausschaut. Klar kann man im Vorfeld bei Google Maps gucken, aber dann hat vor Ort der Biergarten etc. nicht auf und man steht hungrig und durstig (was noch schlimmer ist) da. Hier mangelt es auf den ersten Kilometern bis nach Lobau übrigens nicht an Einkehrmöglichkeiten, reiht sich doch Strandbar an Strandbar und an wärmeren Sommertagen ist das ganze Donauufer ein einziger Badestrand.

Wir haben jedoch zur Mittagszeit einen Zwischenstopp im an der Donau gemacht, Würstchen gegessen und ein kaltes Bier getrunken. Danach ging es dann auch kreuz und quer durch den National Park wieder zurück Richtung Wien zum Campingplatz.

Ich fand dabei die abwechslungsreiche Landschaften wirklich beeindruckend und überraschend, den von meterhohem Schilf bis hin zu Seerosen bedeckten Tümpeln und Kastanien-Alleen, sind hier auch ruhige Lichtungen mit Picknickbänken und wildes Dicklicht mit quakenden Fröschen vorzufinden. Ich empfehle aber jedem der nicht mit dem Rad, sondern zu Fuß auf einem der unzähligen Wander – und Spazierwegen unterwegs ist, unbedingt einen Mückenschutz aufzutragen, ansonsten könnte der Ausflug schnell unangenehm werden.

Viele Spazierwege starten dabei im Nationalparkhaus in Wien-Lobau, wo auch geparkt werden kann. Hier bekommt man auch Karten und weiterführende Informationen über den National Park, die Tiere und Pflanzen sowie die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten im Gebiet.

Warum ein 80-jähriger NaturFreund immer wieder mit dem Rad durch die USA fährt – ein Bericht

Ich bin immer viel Rad gefahren, kreuz und quer durch Europa. Nach Madrid zum Beispiel oder auch an die Fjorde Norwegens: Bis zu 2.000 Kilometer lange Alleinfahrten waren das.

Gelegentlich geisterte auch der Gedanke einer US-Fahrt von Küste zu Küste durch meinen Kopf. Doch wie sollte ich das in den Achtzigern organisieren, so ohne Internet?

Dann 1988, ich war gerade 50 Jahre alt geworden, fiel mir zufällig ein „Rand McNally“-US-Straßenatlas in die Hände. Plötzlich konnte ich eine detaillierte Route von New York nach Seattle berechnen: 5.400 Kilometer.

Als Lehrer hatte ich allerdings maximal die Sommerferien. Sechs Wochen minus An – und Abreise bedeuteten Tagesetappen von etwa 160 Kilometern. Was für eine Herausforderung! Tatsächlich flog ich schon im Juli 1988 nach New York und fuhr dann mit dem Rad nach Seattle. Trotz vieler Anfängerfehler wurde die Tour ein großer Erfolg – und ließ mich nicht mehr los.

Norden: Juli/August; Süden: hochsommerliche Hitzeperiode meiden. Interstate Highways haben oft Nebenfahrbahnen („frontage roads“), in dünn besiedelten westlichen Staaten dürfen Seitenstreifen („shoulder“) befahren werden. Technische Hilfe ist oft weit entfernt: robustes, leicht zu reparierendes Tourenrad mit Dynamo, Gepäckträger und Ständer, vielen Flaschenhaltern, 26er-Rädern (28er-Reifen sind rar), Rückspiegel! Packsystem 4 Packtaschen seitlich, Lenkertasche, Kompressionsbeutel hinten quer. Wild campen (ohne Innenzelt), gute Alternative: „city parks“. Schwierig in dünn besiedelten Gebieten, vorher genau recherchieren. Konditionen bei Fluggesellschaften vergleichen, in der Bahn als Gepäckstück aufgegeben (bei Amtrak für beliebige Entfernung: 10 USD). Kleine Sprühflasche, um sich bei großer Hitze mit Wassernebel zu kühlen.

Sechsundzwanzig Jahre später treibt mich die Neugier zurück. Aber nun sind alle Gebäude vernagelt. Scenic ist zur Geisterstadt geworden.

Insgesamt habe in den letzten 30 Jahren 20 Radreisen durchgeführt und dabei 76.400 Kilometer in den USA, Kanada und Nordmexiko zurückgelegt. Nur dreimal endeten meine Touren vorzeitig: Im Jahr 2008 wurde ich in Pennsylvania bei einem Autounfall mit Fahrerflucht schwer verletzt, 2009 wurde in der Nähe von Toronto mein Rad mit der gesamten Ausrüstung geklaut und 2016 wurde ich nach vier Tagen in der Gluthitze Arizonas in ein Krankenhaus eingeliefert – akuter Flüssigkeitsmangel.

Längst verzichte ich auf eine gezielte körperliche Vorbereitung und vertraue darauf, dass sich meine Leistungsfähigkeit während der Tour steigert. Dafür ist mir die Planung wichtiger geworden. Dank Google Maps erkenne ich zu Hause, in welchem Präriekaff ich essen oder einkaufen kann oder hinter welchem Gebüsch mein Zelt Sichtschutz finden könnte.

Alle so recherchierten Informationen fließen ein in eine eng bedruckte, mehrseitige Liste mit Zeitplan, die ich dann nur noch abfahren muss. Auch ohne Navigationsgerät weiß ich so genau, welchen Punkt ich am Abend erreicht haben muss.

Warum ich diese Touren mache? Da sind natürlich die Begegnungen mit den Menschen. Radfahrer in den USA sind zumindest auf dem Land nahezu unbekannte Wesen und werden oft angesprochen. Dort bin ich der „lone cyclist“. Dann ist da das Durchfahren gegensätzlichster Landschaften, das Empfinden von Weite, wie es in Mitteleuropa kaum möglich ist. Eine solche Tour bedeutet auch einen nicht zu unterschätzenden Gewinn an Kraft, sowohl körperlich als auch mental. Man muss so viele Widerstände überwinden und Probleme lösen. Das gibt innere Sicherheit, von der man lange zehren kann.

Was mit dem Fahrrad möglich ist, habe ich übrigens schon als Zehnjähriger begriffen. Das war im Jahr 1948, und meine Familie unternahm eine Radreise nach Norderney. Unterwegs zelteten wir und kochten auf dem Spiritusbrenner. Die Insel hatten wir dann ganz für uns allein – niemand konnte sich damals eine Urlaubsreise leisten.

Und ja, auch mit 80 Jahren mache ich das noch. In diesem Sommer werde ich 3.210 Kilometer von Fargo in North Dakota nach Tucson in Arizona fahren. Sobald ich unterwegs in mein kleines Zelt krieche, bin ich glücklich und zufrieden und fühle mich wie zu Hause. On the road again.

1000 Kilometer im Kajak: Diese zwei Häfler paddeln zum Schwarzen Meer

Neben ihrer Leidenschaft für Musik verbindet Paul Frey (links) und Vinzenz Wolpold (rechts) auch ihre Abenteuerlust und ihr Interesse an fremden Kulturen.

1000 Kilometer mit einem Kajak wollen die beiden Häfler zurücklegen. Und sie haben dabei noch Hindernisse zu bewältigen. Hilfe kann da gut tun.

Rein ins Flugzeug, ab Richtung Süden und dann irgendwo am Strand die Seele baumeln lassen — für viele Menschen der Inbegriff eines perfekten Urlaubes. Nicht so für Vinzenz Wolpold und Paul Frey: die beiden aus Friedrichshafen stammenden Studenten können am besten abschalten und entspannen, wenn sie sich körperlich und mental anstrengen müssen. Und das haben sie jetzt vor.

Nichtstun und Faulenzen ist so gar nicht ihr Ding. Raus aus der Komfortzone, lautet ihre Devise. Nomadenleben statt Viersterne– Hotel mit Zimmerservice. „Vom Bodensee aus in tiefer Freundschaft die Welt erkunden“, ist das, was sie möchten.

Die Chemie stimmt

Und wer die beiden zusammen erlebt, spürt sofort die enge Verbundenheit zwischen den beiden jungen Männern. Da passt kein Blatt zwischen. Nach diversen gemeinsamen Abenteuer–Urlauben oder besser abenteuerlichen Erlebnissen, etwa einfach mal spontan nach Hamburg oder Valencia trampen oder mit dem Fahrrad von Palermo nach Friedrichshafen radeln (Vinzenz), steht nun ihr neuestes Projekt an.

Wir sind immer so am Rand zwischen Mut und Naivität, zwischen Dummheit und Verstand.

Anfang September wollen sie im Zweier–Kajak von Belgrad bis zur Donaumündung am Schwarzen Meer paddeln. Besonders viel Paddel–Erfahrung haben die beiden Musikstudenten noch nicht gesammelt, aber das würde auch gar nicht zu ihrem Konzept „einfach mal machen und etwas Neues ausprobieren“ passen.

Zwischen Dummheit und Verstand

Paul Frey (22 Jahre), der gerade seinen Master in Gesang in Freiburg macht, hat letztes Jahr in Kroatien erstmals ein Paddel in die Hand genommen. Sein Freund Vinzenz (24 Jahre), der in Würzburg Musik und Mathematik auf Lehramt studiert, hat jüngst seine ersten Kajakrunden auf dem Main gedreht. „Wir sind immer so am Rand zwischen Mut und Naivität, zwischen Dummheit und Verstand“, erklärt Paul Frey lachend.

Dieses Lindauer Paar segelt ein Jahr lang über den Atlantik

„Das Coole ist, wir können die meisten Sachen noch gar nicht. Wir machen einfach und merken dann, dass es gar nicht so schwierig ist“, ergänzt Vinzenz Wolpold. Dennoch, so ganz blauäugig gehen die beiden nicht an die Sache heran. Neben der benötigten körperlichen Fitness, die beide mitbringen, haben sie sich vorab unzählige YouTube–Videos angesehen und im Internet recherchiert.

Nur ein Teil der Tour

Hilfreiche Informationen bekamen sie von den Organisatoren der Tour International Danubien (TID), nach eigenen Angaben „die längste und härteste Wasserfahrt der Welt“. Der Verein TID veranstaltet jedes Jahr von Ende Juni bis Anfang September für Ruderer und Paddler eine über 2500 Kilometer lange Donautour von Ingolstadt bis zum Schwarzen Meer.

Doch so viel Zeit haben die beiden jungen Musiker, die in Friedrichshafen gemeinsam im Sinfonie– und Stadtorchester sowie diversen anderen Ensembles gespielt haben, nicht. Daher haben sie sich für die knapp 1000 Kilometer lange Strecke von Belgrad nach Constanta (Rumänien) am Schwarzen Meer entschieden. Denn die östlichen Länder fehlen ihnen noch auf ihrer persönlichen Landkarte.

Kajak ist gewählt

Bei der Wahl des geeigneten Kajaks haben sich die beiden von dem Fachhändler „Kajakguru“ beraten lassen. Die Idee eines normalen Zweier–Kajaks wurde schnell verworfen, da der einfache Transport mit der Spedition schon knapp 1000 Euro gekostet hätte und die beiden „wie die meisten Studenten“, so Vinzenz, über wenig finanzielle Mittel verfügen.

Nun haben sie sich für ein modulares Natseq–Kajak entschieden, das sich in vier Einzelteile zerlegen lässt und somit im Flix Bus mitgenommen werden kann. Im Anschluss an die Tour soll das Boot wieder verkauft werden, um die recht hohen Anschaffungskosten von rund 2300 Euro wenigstens zum Teil zurückzubekommen. Auch könnten sich die beiden gut vorstellen, dass Firmen, Ruderclubs oder Kajakshops die ganze Aktion vielleicht sponsern möchten.

Hart und anstrengend

Über dahingehende Angebote würden sie sich auf jeden Fall sehr freuen, wie sie lachend erklären. Am 6. September soll es losgehen. Maximal 17 Tage haben sie für die Strecke eingeplant. 60 bis 80 Kilometer wollen sie täglich in acht bis zehn Stunden schaffen. „Es wird hart und anstrengend, aber wir haben auch die mentale Beißkraft“, ist sich Paul Frey sicher. Durch ihre bisherigen Touren wissen sie, dass sie sich auch in schwierigen Situationen aufeinander verlassen können.

„Wir sind uns sehr ähnlich im Denken“, meint Vinzenz Wolpold. Anders würde es vermutlich auch nicht so gut funktionieren. Neue Länder, neue Leute kennenlernen, in fremde Kulturen eintauchen– das ist das, was die beiden weiter praktizieren wollen und „wenn nicht jetzt, wann dann?“ stellt der 24–Jährige die rhetorische Frage. Dabei werden nicht nur Länder–, sondern auch persönliche Grenzen überschritten.

Kein Urlaub zur Erholung

„Es ist jedes Mal wie eine Pilgerfahrt. Es ist kein Urlaub zur Erholung. Die Erholung liegt bei uns nicht in der körperlichen Entspannung, sondern in dieser Ungewissheit, diesem Diskomfort, weil wir uns so weit wegbewegen, so in andere Situationen eintauchen– davon zehren wir später noch lange im Alltag“, erklärt Paul Frey.

Anstrengend dürfte es tatsächlich werden, denn die Donau ist an einigen Stellen sehr breit, in Belgrad etwa zehn Kilometer, hat entsprechend kaum Fließgeschwindigkeit und ähnelt dann eher einem großen See. Auch kann es häufig recht windig zugehen. Übernachten wollen die beiden Abenteurer am Ufer, im Schlafsack auf dem Boden oder in einer Hängematte. Ein Zelt werden sie vermutlich nicht mitnehmen, da der Stauraum im Kajak sehr begrenzt ist.

Viele nette Leute

„Unsere Mütter und unsere Freundinnen machen sich immer ein bisschen Sorgen, wenn wir unterwegs sind, aber wir haben bislang auf unseren Touren nur gute Erfahrungen gemacht. Es gibt so viele nette und hilfsbereite Leute“, geben sich die beiden zuversichtlich, dass es auch dieses Mal wieder gut klappen wird.

Wer die beiden jungen Männer auf ihrer Reise virtuell begleiten möchte, kann ihnen auf ihren Instagramm– Accounts folgen (vinz_wol und paulfrey).

Wer die beiden unterstützen oder sponsern möchte, darf sich bei Vinzenz Wolpold melden ([email protected]).

Wie schwierig ist es, quer durch Europa zu radeln

„Die Schmerzen entscheiden über das Tempo“: Der Triathlet Dirk Leonhardt joggt seinem Ziel entgegen. Bild: Lucas Bäuml

Dirk Leonhardt aus Hessen kommt seinem Ziel immer näher. Er möchte den Weltrekord brechen und die dreißigfache Ironman-Distanz schaffen. Doch die extreme körperliche Belastung geht an dem Triathleten nicht spurlos vorbei.

I n der Stadt hat es sich schon herumgesprochen. Ein Mann in schwarz-roter Sportkleidung läuft seit vergangener Woche immer wieder die gleiche Strecke in Bruchköbel. Wenn ihn die Einheimischen sehen, fragen sie: „Ist er das?“ Andere rufen dem Athleten aus dem fahrenden Auto zu, um ihn zu motivieren: „Mach weiter so.“ Jüngst ist sogar die Bürgermeisterin ein Stück mit ihm gelaufen. Auch sie wollte Dirk Leonhardt bei seinem Versuch unterstützen, den Weltrekord für den längsten Triathlon zu brechen. Seit Anfang Juli hat der Mann schon 200 Kilometer im Wasser und 5400 Kilometer auf dem Rad zurückgelegt. Inzwischen sind mehr als 700 Kilometer Laufstrecke dazugekommen; 1320 will er insgesamt laufen. Doch die extreme körperliche Belastung geht auch an dem Triathleten nicht spurlos vorbei.

„Die Schmerzen entscheiden über das Tempo“, sagt Leonhardt bei einem Zwischenstopp auf der Strecke. Täglich vier Laufrunden à 20,5 Kilometer hatte er eigentlich angestrebt – das sind knapp zwei Marathon-Distanzen. Doch eine Entzündung am Fußgelenk machte ihm zunächst einen Strich durch die Rechnung. „Da ging Joggen gar nicht, und ich musste durchweg gehen“, sagt er. Vier bis viereinhalb Stunden hat der Bruchköbeler deshalb für eine Runde gebraucht. „Es war frustrierend, weil ich nicht ins Joggen reingekommen bin.“ Mittlerweile sind die Schmerzen wieder etwas abgeklungen, und Leonhardt kann den einen oder anderen Kilometer schneller angehen. „Ich muss schauen, dass ich die Belastung so halte, dass ich möglichst schonend laufe.“

„Langsam wird es schon anstrengender“

Weniger frustrierend dagegen war für Leonhardt das Radfahren. „Das ist seine Lieblingsdisziplin“, sagt seine Frau Ilsa. Dafür hat Leonhardt auch besonders viel trainiert. Denn ursprünglich wollte er in seinem Jahresurlaub quer durch Europa radeln – vom Nordkap bis nach Südspanien. Dann kam Corona und nicht viel später die Idee, stattdessen im Rhein-Main-Gebiet einen Weltrekord zu brechen.

„Langsam wird es schon anstrengender“, sagt Ilsa Leonhardt. Wie zuvor kümmert sie sich um die Verpflegung ihres Mannes. Regelmäßig füllt sie die Vorräte im Auto nach, das die beiden auf der Hälfte der Strecke geparkt haben. Vor allem Wasser braucht der Athlet an diesen heißen Tagen. Nutella-Brote gebe es nicht mehr so oft, dafür aber Brote mit Honig, erzählt sie. Gleichzeitig passt Ilsa Leonhardt auf die beiden Kinder im Alter von vier und sechs Jahren auf. Die sind schon vor einer Weile aus dem Urlaub bei den Großeltern zurückgekommen. „Die Kinder freuen sich und erzählen das eigentlich jedem, der vorbeikommt“, sagt die Mutter. Bei den Laufrunden können sie ihren Vater auch endlich ein Stück begleiten. „Der Große sagt dann immer, Papa, du bist ne lahme Ente‘, weil er natürlich mit dem Fahrrad ordentlich Gas geben kann“, sagt Dirk Leonhardt und muss ein wenig lachen.

Das Ziel stets vor Augen

Frau und Kinder sind aber nicht seine einzigen Unterstützer: In den vergangenen Wochen haben ihn immer wieder Freunde, Kollegen und Bekannte zu Hause und auf der Strecke besucht. Manche tragen seinen Rucksack mit der Verpflegung, andere bringen ihm Wasser an die Strecke oder stellen ihren Trainingsplan um, damit sie Leonhardt begleiten und motivieren können. Seit er unermüdlich die Strecke durch Bruchköbel und den angrenzenden Wald abläuft, ist die Zahl seiner Begleiter weiter gestiegen. Weil er meist nur gehe, könnten auch weniger trainierte Läufer mithalten. „Die Hilfsbereitschaft, die mir entgegenschlägt, ist phänomenal“, sagt der Bruchköbeler. Vor allem, weil er viele Unterstützer vorher gar nicht kannte. „Es gibt einige, die sind wirklich viel dabei, und da kann man schon sagen, dass eine Freundschaft entstanden ist.“

Sein Ziel hat Leonhardt weiterhin vor Augen. Und er glaubt, dass er es bis zum Ende seines Urlaubs erreichen kann. Denn um den Weltrekord der Italienerin Ilaria Corli zu überbieten, müsste er 53 Runden laufen. Aber der Bruchköbeler will mehr: Er möchte die dreißigfache Ironman-Distanz schaffen. Dafür muss er mehr als 60 Laufrunden absolvieren. „Wenn nach dem Urlaub noch Runden übrig sind, dann schaffe ich nur eine am Tag“, sagt der Bruchköbeler. Dann müsse er die 20 Kilometer morgens vor der Arbeit laufen, um nach Feierabend noch Zeit mit der Familie verbringen zu können.

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